Beziehungsprobleme

beziehungsprobleme„Ein wunderbares ist es um die Ehe. Sie ist möglich, sobald man nichts Unmögliches von ihr fordert, sobald man über den Wahn hinauswächst, man könne sich verstehen, müsse sich verstehen; sobald man aufhört, die Ehe anzusehen als ein Mittel wider die Einsamkeit“.

Max Frisch


Systemische Paarberatung und Paartherapie
 
Jeder hat schon erlebt, dass es nicht einfach ist, über lange Zeit mit einem Menschen eng zusammenzuleben. Es entstehen unauflösbare Konflikte: Der Konflikt zwischen dem Wunsch nach Bindung und Freiheit, dem Konflikt zwischen Gefühl und Verstand, zwischen Chaos und Ordnung, zwischen Liebe und Vernunft, zwischen Macht und Ohnmacht und zwischen Hingabe und Kontrolle. Und je mehr wir versuchen, den Idealzustand herzustellen, umso wahrscheinlicher wird das Scheitern.

In der systemischen Paarberatung bzw. Paartherapie geht es also vor allem auch darum, eine Beziehung von unrealistischen Vorstellungen und Erwartungen zu befreien und wieder zu vernünftigen, weil angemessenen Erwartungen zurückzukommen, die zu einer guten Beziehungsqualität führen.
In problematischen Beziehungen ist eine gute und offene Kommunikation häufig nicht mehr oder nur schwer möglich. Erwartungen werden nicht ausgesprochen, aber eingefordert, Gefühle werden nicht oder unangemessen formuliert, Frustration und Überforderung werden sichtbar und belasten das Klima. Schuldgefühle entstehen und Schuldzuweisungen werden hin- und hergereicht. Aggressionen führen zu schlechtem Gewissen. Es gibt Opfer und Täter, und die Rollen scheinen festgelegt. Im Laufe der Zeit entwickelte Mechanismen des Umgangs miteinander scheinen unveränderbar, so schädlich sie auch sein mögen. Enttäuschung, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Resignation, sexuelle Frustration und Lustlosigkeit sind die Folgen. Die Paare bzw. Familien drohen zu zerbrechen.


Die Rolle des Therapeuten

Er ist der neutrale Betrachter, der das „System Familie“ aus einem anderen und objektiven Blickwinkel sehen kann. Denn er ist nicht Teil des Problems und geht keine Bündnisse ein. Durch die Erarbeitung neuer Perspektiven auf das familiäre Problem werden die Beteiligten dazu befähigt, selbst Lösungen zu finden und neue Wege zu entdecken. Unrealistische Erwartungen können identifiziert und korrigiert werden. Vorhandene Fähigkeiten und Kompetenzen werden aktiviert und verstärkt, damit Probleme gelöst werden können.
 
Durch systemische Techniken und Strategien ist der Therapeut in der Lage, eine familiäre Kommunikation wieder in Gang zu setzen und alternative Handlungsmöglichkeiten, Verhaltensweisen und Entwicklungsprozesse anzustoßen. Denn oft ist es nur ein kleiner Schritt, den man zur Seite gehen muss, und die Lösung wird für alle sichtbar.
 
Das heißt auch, wenn ich etwas tue oder sage, womit ich selbst nicht gerechnet hätte, wozu mein bisher erlebtes Leben nicht mehr passt, kann sich mein erlebtes Leben und damit mein Selbstverständnis verändern: „Meine gesprochenen Worte überraschen mich selbst und lehren mich meine Gedanken“ (Merleau-Ponty).
 
Die therapeutische Situation stellt eine Art „Schutzraum“ dar, in dem vieles gesagt werden kann, ohne dass negative Konsequenzen zu befürchten sind. Allein dieser Umstand führt schon zu mehr Kommunikation in der familiären Situation und vor allem zur Korrektur von unausgesprochenen Vermutungen, Interpretationen und Erwartungen und Ängsten, die sich dann häufig als unbegründet herausstellen.
 
Gleiches gilt auch für berufliche Probleme, denn alles Leben ist Beziehung.